Aufstand der Fischer von St. Barbara by Anna Seghers

Aufstand der Fischer von St. Barbara by Anna Seghers

Autor:Anna Seghers [Seghers, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: World War II, German, World War; 1939-1945, German fiction, Literary Criticism, Military, European, History
ISBN: 9783351034511
Google: WldcAAAAMAAJ
Amazon: 3351034512
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 2013-08-29T04:00:00+00:00


Die Suppe, die auf Kedenneks Tisch stand, war so dünn, daß es beinah ein Vorwurf für die beiden erwachsenen Männer war. Die Sonne, die draußen hinter den Hütten unterging, machte rote Flecken auf den Scheiteln der Kinder, auf der Wand und auf dem Fußboden. Das Kleine schlief, es war still, nur die Löffel schrappten. Vorhin war Kedennek mit seinem Nachbar Bruyk heimgegangen, Bruyk hatte gesagt: „Kedennek, du bist doch immer einer von den schlausten, daß du bei so was mittust." Kedennek hatte nichts erwidert, Bruyk fuhr fort: „Solche Sachen haben immer großartig angefangen und schlecht aufgehört. Port Sebastian? Ach was! wart mal ab, was übrigbleibt bis zum nächsten Winter." Kedennek blieb plötzlich stehen und lachte laut auf. Bruyk fuhr zusammen. Bruyk sagte nichts mehr, sie gingen in die Häuser. Sie saßen noch bei Tisch, da sprang Andreas plötzlich auf. Gleichzeitig klopfe es, das war Hull. Kedenneks Frau bückte sich über die Schüssel, die Kinder starrten Hull an, Andreas starrte ihn an, Kedennek. Ob er sich setzen könne? Ja, das könne er. Sie boten ihm zu essen an – es war noch etwas Suppe im Topf – er weigerte sich, da forderte ihn Kedennek selbst barsch auf, zu essen, er aß, dann fragte Hull, ob er hier schlafen könne. Sie sahen ihn an, Hull sagte: „Das ist nicht gut, wenn ich immer da oben hocke, die wissen jetzt, daß ich da bin, das ist nicht mehr unter uns, da komm ich vielleicht hier etwas unter." Kedennek sagte: „Ja, warum nicht?"

Die Kinder sahen Hull starr an, da ist er endlich, der Fremde von draußen, der Gast. Andreas sah ihn von der Seite an, seine Augen glänzten, da ist er also selbst doch noch bei uns mittendrin. Obwohl Kedennek seinen Blick fest auf Hull gerichtet hatte, war es dem doch, als ob er durch ihn durchsähe auf irgendeinen Punkt hinter Hulls Rücken. Das war aber nicht so, Kedennek dachte, da ist er selbst also doch noch bei mir an meinem Tisch. Kedenneks Frau betrachtete mißtrauisch Hulls Jacke. Die Kinder wurden zu den Eltern gelegt, Andreas legte sich auf die Bank, Hull bekam den Alkoven. Das Licht wurde ausgemacht: als ob erst jetzt alle Geräusche ein Recht hätten, hörte man erst jetzt das dünne Pfeifen des Säuglings und draußen den Wind nicht eben starr, aber doch gleichmäßig eine lose Planke gegen die Mauer schlagen. Dann hörte man die Kinder atmen, dann Andreas, dann die Alten. Es war gut, hier zu schlafen. Hull schlief ein, noch im Einschlafen hörte er, wie sein eigner Atem sich mit dem der andren vermischte. Droben hatte der Wirt einen jungen Kaufmann, bei dem er Bestellungen auf Schnaps, Zucker und Kaffee zu machen pflegte, in Hulls Loch gelegt. Das Fest war zu Ende, in den stillen Tagen darauf pflegte Desak seine Einnahmen und Ausgaben zu berechnen. Er, Desak, war in seinen allerersten Zeiten auf der See gewesen, dann war er drüben in einem Hafenlogis hängengeblieben. Dann war er an der Küste geblieben, mal da, mal dort. Seine Frau war eine Einheimische gewesen, ihr erster Mann hatte sich zu dem Laden einen Ausschank eingerichtet.



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